Gigabit-Internet: Bis zu 1 Gbit/s im Internet surfen
Gigabit-Internet statt klassischer DSL-Internetzugänge: Kommt das Highspeed-Internet in Deutschland in Schwung? Die Provider locken schon länger mit VDSL von bis zu 100 Mbit/s, dank Super-Vectoring inzwischen sogar mit Download-Bandbreiten von bis zu 250 Mbit/s. In ersten Städten bieten die Kabelnetzbetreiber Unitymedia und Vodafone Deutschland aber auch bereits Gigabit-Speed per Kabelnetz an. Andere Anbieter können da nur mit eigenen Glasfasernetzen bis in die Wohnungen (FTTH/B) mithalten. Wir geben einen Überblick zum Stand von Internetzugängen mit Gigabit-Bandbreiten in Deutschland.
Gigabit-Internet im Kabelnetz seit 2018 in ersten Städten
Im Mai 2018 fiel in Bochum der Startschuss für Gigabit-Internet im Netz von Unitymedia. Der Kölner Anbieter war damit der erste große Kabelnetzbetreiber, der das Surfen mit Download-Bandbreiten von bis zu 1 Gbit/s ermöglichte. Ende Oktober 2018 folgte Frankfurt am Main als zweite Gigabit City von Unitymedia. Bis Ende 2018 soll auch in den Kabelnetzen von Köln und Düsseldorf das Gigabit-Zeitalter Einzug halten. Wegen der geplanten Übernahme durch Vodafone, hat Unitymedia aber keinen Zeitplan für den weiteren Gigabit-Ausbau seiner Kabelnetze veröffentlicht.
Gigabit-Internet für 25 Millionen Kabelhaushalte bis 2022?
Vodafone Deutschland startete Ende September 2018 mit Gigabit-Internet per Kabel in ersten Städten. Konkret waren die schnellen Kabelanschlüsse zunächst in den bayerischen Städten Nürnberg, Landshut, Dingolfing und Fürth erhältlich. Doch der Düsseldorfer Kabelnetzbetreiber, der in 13 der 16 Bundesländer aktiv ist, rollte Gigabit-Internet schrittweise und in schnellem Tempo in immer mehr Städten aus. Mitte November 2018 zählte Vodafone bundesweit bereits 43 Gigabit-Städte und über 3,5 Millionen Haushalte. Bis 2020 soll Gigabit-Speed für über zwölf Millionen Kabelhaushalte von Vodafone verfügbar sein. Sollte die Übernahme von Unitymedia gelingen, sollen bis Ende 2022 insgesamt 25 Millionen Kabelhaushalte des fusionierten Kabelnetzbetreibers auf Internetanschlüsse mit Gigabit-Geschwindigkeit zugreifen können. Bis Gigabit-Internet per Kabelanschluss nahezu flächendeckend zur Verfügung steht, wird es somit noch einige Zeit dauern.
Telekom: Gigabit-Anschlüsse per Glasfaser (FTTH)
Doch Internetzugänge mit bis zu 1 Gbit/s sind nicht nur auf die Kabelnetze beschränkt. Auch die Telekom hält, wenngleich noch in geringerem Ausmaß, Gigabit-Internet per Glasfaser für Kunden bereit. Mittels FTTH-Anschlüssen bis in die Wohnung lassen sich auch an Telekom-Anschlüssen Surfgeschwindigkeiten von bis zu 1 Gbit/s nutzen. Im Vergleich zur Konkurrenz der Kabelnetzbetreiber bietet die Telekom allerdings erheblich höhere Upload-Bandbreiten an. Konnte man bei Vodafone und Unitymedia lediglich Daten mit bis zu 50 Mbit/s hochladen (Stand: November 2018), so bot die Telekom zum gleichen Zeitpunkt bereits Upload-Raten von bis zu 500 Mbit/s an.
Der reine Glasfaserausbau mittels FTTH rückte erst nach und nach mit einzelnen Großprojekten wieder in den Fokus der Telekom-Strategie. Zunächst hatte der Bonner Provider weiterhin verstärkt auf das kupferbasierte Telefonnetz gesetzt. Klassische VDSL-Anschlüsse lassen sich darüber mit Vectoring bzw. Super-Vectoring auf bis zu 100 Mbit/s sowie auf bis zu 250 Mbit/s beschleunigen. Ab 2021 will die Telekom jedoch auch in großem Stil FTTH-Anschlüsse errichten. Jedes Jahr sollen dann rund zwei Millionen Haushalte direkt per Glasfaser angeschlossen werden. Das Glasfasernetz der Telekom kommt auf eine Länge von über 500.000 Kilometern.

FTTH-Glasfaserausbau vor allem durch alternative Netzbetreiber
Der Löwenanteil der Ende 2018 verfügbaren rund 3,4 Millionen Glasfaseranschlüsse (FTTH/B), von denen aber erst rund eine Million Anschlüsse aktiv genutzt wird, wurde jedoch von den alternativen Netzbetreibern errichtet. Dazu gehören etwa unter anderem regionale Provider wie der Münchener Provider M-net sowie EWE aus Oldenburg. Als Spezialist für den Ausbau von schnellen Glasfasernetzen in ländlichen Regionen hat sich das in Borken ansässige Unternehmen Deutsche Glasfaser etabliert. Bereits über 300.000 Haushalte versorgte der Provider im Sommer 2018 mit FTTH-Anschlüssen.

Welche Hardware wird für Gigabit-Internet benötigt?
Nicht jeder WLAN-Router ist geeignet für die schnellen Gigabit-Internetzugänge. Deswegen sollten interessierte Nutzer vorab prüfen, ob sie ein passendes Gerät Zuhause haben oder sich gegebenfalls einen kompatiblen Router anschaffen. Gigabit-Internet wird im Kabelnetz beispielsweise über den Übertragungsstandard DOCSIS 3.1 realisiert, der Router muss dies unterstützen. Geeignete Geräte sind beispielsweise die Fritz!Box 6591 von AVM oder eine optimierte Version der Connect Box von Unitymedia. Für den Glasfaseranschluss bietet etwa AVM die Router-Modelle Fritz!Box 5490 und 5491 an.

Was kostet Gigabit-Internet?
Zum Schnäppchenpreis gibt es die schnellen Internetanschlüsse nicht. Neukunden profitieren zwar für einen gewissen Einstiegszeitraum von reduzierten monatlichen Preisen - teilweise zahlen Neukunden zunächst nur rund 20 Euro pro Monat. Der reguläre Tarifpreis lag beispielsweise im November 2018 bei Vodafone aber bei rund 70 Euro pro Monat. Unitymedia stellt seinen Kunden für eine Doppel-Flat mit Gigabit-Speed regulär rund 110 Euro monatlich in Rechnung. Bei der Telekom kostete ein entsprechender Gigabit-Tarif im Herbst 2018 sogar rund 120 Euro pro Monat. Getoppt wird dieser Preis von M-net: Fast 150 Euro pro Monat zahlen Kunden für die bis zu 1 Gbit/s schnelle Doppel-Flat.
Profitieren können Kunden vor Ort meistens recht früh zum Marktstart eines Gigabit-Angebots. Für Frühbucher gibt es einmalige oder monatliche Sparvorteile wie ein dauerhaft niedriger Tarifpreis. Im Laufe der kommenden Jahre und bei weiterer Verbreitung von Gigabit-Anschlüssen, dürfte der Preis für die Highspeed-Zugänge aber sinken.

Was bringt der Gigabit-Internetanschluss?
Ein Gigabit-Anschluss für Privatkunden dürfte in den meisten Fällen noch überdimensioniert sein. Es fehlen noch die Anwendungen für solche Highspeed-Internetzugänge. Zwar nimmt die Nutzung von Streaming-Diensten wie Netflix, Prime Video & Co. sowie die Übertragung von großen Dateien in Form von HD-Videos stetig zu. Auch Online-Gaming ist populär. Doch selbst in einem Mehr-Personen-Haushalt dürfte ein Anschluss mit VDSL 100 oder VDSL 250 selbst bei gleichzeitiger Nutzung für solche Zwecke ausreichen. Jedoch steigt der Datenverbrauch meist kontinuierlich an, wenn die Tarife immer stärkere Leistungen enthalten.
Wer jedoch häufiger größere Dateien herunterlädt, profitiert dank Gigabit-Internet von erheblich kürzeren Download-Zeiten. Für den Download der Datenmenge einer DVD mit einer Speicherkapazität von 4,7 Gigabyte würde an einem Gigabit-Anschluss weniger als eine Minute benötigt. Fast 40 Minuten dauert das Herunterladen einer DVD dagegen mit einem bis zu 16 Mbit/s schnellen DSL-Anschluss.